Thea Labes
Thea Labes lebte aus der Musik, in der Musik und für die Musik. Ein anderes Leben war für sie unvorstellbar. Vom Großvater Labes, der Kirchenmusiker war, wurde ihr diese Liebe in die Wiege gelegt.
Nach dem Studium der Kirchenmusik in Greifswald und Dresden trat die knapp Zwanzigjährige ihre erste Stelle als Kirchenmusikerin in Belzig an. Hier fand sie Aufnahme in die Familie des Superintendenten Günther Krolzig. Mit seiner Tochter Anneliese verband sie nicht nur eine lebenslange Freundschaft, sondern auch eine erfolgreiche Arbeits- und Schaffensgemeinschaft.
Sie erlegte sich ein hohes Arbeitspensum auf, leistete musikalische Aufbauarbeit in ihrer Kirchengemeinde und brachte regelmäßig große kirchenmusikalische Werke zur Aufführung. Das wird deutlich, wenn man einen Blick die Aufführungsliste wirft, die keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Auf Anregung ihres Superintendenten Günter Krolzig befasste sie sich ab 1980 intensiv mit dem Werk des Komponisten und Dresdener Hofkapellmeisters Carl Gottlieb Reißiger, entdeckte in der Sächsischen Landes- u. Universitätsbibliothek (SLUB) in Dresden die „Missa solemnis“, das Oratorium „David“ und das Requiem in d-moll, deren Partituren sie von den alten Handschriften abschreiben musste, um die Werke wieder aufführen zu können.
Noch ein Talent war der Musikerin in die Wiege gelegt – vermutlich ein Erbteil mütterlicherseits (der Bruder ihrer Mutter, Bernhard Heiliger, war Bildhauer und Professor an der Kunsthochschule in Westberlin). Durch ihre graphische und zeichnerische Begabung entwarf sie die Plakate für ihre Konzerte selbst und stellte sie auch eigenhändig her.
Im Reißigerhaus, in dem sie bis zu ihrem Tode 2011 wohnte, zeugten die Plakate, die an den Wänden im Treppenhaus hingen, von der Vielfalt ihres Repertoires, das weit über die Kirchenmusik hinaus reichte.
Seit 2020 sind die Plakate wieder im „Gedenkort“ im Reißigerhaus ausgestellt.